1910 FIGUR 2010

20. Juni 2010 – 05. September 2010

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1/4 Fotos: Marcus Schneider

Die Ausstellung findet anlässlich des 60. Jubiläums des Georg-Kolbe-Museums statt, das am 18. Juni 1950 eröffnet wurde. In Überzeugung der anhaltenden Aktualität figürlicher Skulptur stellt die Ausstellung Werke aus der frühen Moderne zeitgenössischer Arbeiten gegenüber. Ein Spektrum von insgesamt mehr als zwanzig Skulpturen macht die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten des plastischen Menschenbildes im zeitlichen Abstand eines Jahrhunderts greifbar.

Die Generation von Georg Kolbe stellte am Anfang des 20. Jahrhunderts das autonome Menschenbild ins Zentrum ihres Schaffens. Arbeiten, die um 1910 entstanden sind, zeigen die Spannweite neoklassizistischer und expressionistischer Gestaltung. Aus dieser Zeit werden Werke von Kurt Edzard (1890-1972), Ernesto de Fiori (1884-1945), Bernhard Hoetger (1874-1949), Fritz Klimsch (1870-1960), Georg Kolbe (1877-1949), Hugo Lederer (1871-1940), Wilhelm Lehmbruck (1881-1919), Ernst Seger (1865-1939) und Arthur Volkmann (1851-1941) in der Ausstellung gezeigt.

Im Dialog dazu steht die zeitgenössische figürliche Bildhauerei, die in den letzten zehn Jahren eine ungeahnte Aktualität und Vielfalt entwickelt hat. Lange Zeit war sie im Kontext zeitgenössischer Kunstproduktion eher eine Marginalie. Zu schwer wog die historische Last der Indienstnahme des plastischen Menschenbildes durch die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts. Der Denkmalwahn des 19. Jahrhunderts und seine inflationäre Banalisierung von Staatsmännern, Dichtern und Heerführern im öffentlichen Raum sanden den Künstlern der Nachkriegszeit als zweite Negativfolie vor Augen. Erst die Überwindung der kulturpolitischen Gegensätze des Kalten Krieges im dem Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung führte zu einer wirklichen Neubewertung figürlicher Kunst. Unter diesen Vorzeichen befreite sich die figurative Bildhauerei in den Jahren 2000-2010 von ihrem ideologischen Ballast und gab einer ganzen Generation von Künstlern neue Impulse. Ausgestellt werden Werke von Ubbo Enninga (1955), Patrycja German (1979), John Isaacs (1968), Christian Janowski (1968), Iris Kettner (1968), Markus Leitsch (1978), Robert Metzkes (1954), Simon Schubert (1976), Pia Stadtbäumer (1959), Mathilde ter Heijne (1969), Veronika Veit (1968) und Klaus Wimichner (1967).

PERFORMANCE
Während der Ausstellungseröffnung am 19. Juni 2010, ab 18 Uhr fand die Performance 1,2,3,4 der polnischen Künstlerin Patrycja German (*1979) statt. In Form einer lebenden Skulptur, die sich in einem vierteiligen Zyklus aus- und wieder bekleidet, thematisierte die Performance im Kontext der Ausstellung zeitgenössische Betrachter- und Abbildkonventionen.

AUSGEWÄHLTE PRESSESTIMMEN

Tagesspiegel
„Körper als Konzept: Das Berliner Kolbe-Museum zeigt Menschenfiguren. … Die Generation Kolbes befreite die menschliche Skulptur von den Repräsentationsaufgaben der Auftragsarbeit und idealisierte den vermeintlich autonomen Körper. Dieser ist heutigen Künstlern weniger selbstverständlich, ist Konzept und Material, das es immer neu zu hinterfragen gilt.“ (Kolja Reichert)
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taz
„Nicht alle Museen müssen in Mitte liegen“: Vor 60 Jahren wurde das Georg-Kolbe-Museum eröffnet, seit 32 Jahren ist Ursel Berger seine Direktorin…“ (Interview mit Katrin Bettina Müller)
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tip
„Marc Wellmann ist seit zwei Jahren dafür verantwortlich, die zeitgenössische … Skulptur ins Georg Kolbe Museum zu bringen. In der aktuellen Ausstellung ‚1910 Figur 2010‘ konfrontiert er die klassische Moderne mit der Gegenwart.“ (Interview mit Martina Jammers)
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F.A.Z.
„Man muss kein glühender Anhänger des Bildhauers Georg Kolbe sein, um das Kolbe-Museum im Berliner Westend zu mögen, seinen Skulpturengarten, seine hellen Räme, seine klaren Formen. Aber man lernt Kolbes Arbeiten schätzen – und die seiner Zeitgenossen Lehmbruck, Lederer, Klimsch, Seger und anderer -, wenn man die Ausstellung ‚1910 Figur 2010‘ sieht, die das Museum zu seinem sechzigsten Jubiläum eingerichtet hat.“ (Andreas Kilb)

Berliner Zeitung
„Anfangs waren die Ausstellungen allein dem Stifter Kolbe gewidmet, Protagonist der idealistischen Aktplastik, der gelassenen Anmut und still-kontemplativen Schönheit. Ende der Siebzigerjahre öffnete sich das Haus auch anderen Formensprachen der Moderne und wurde zu einem der angesehensten Bildhauermuseen im Land. Nun stellt Ausstellungsmacher Marc Wellmann Figuren der Zeit um 1910 und heute in einen – bisweilen krassen – Dialog.“ (Ingeborg Ruthe)
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kultiversum
„Zum 60. Jahrestag zeigt das Georg-Kolbe-Museum in Berlin eine kleine, feine Auswahl von Skulpturen zwischen 1910 und 2010. …. Trittfest zeigt sich dagegen das Konzept der Kuratoren. Wenige Beispiele genügen ihnen, um die ganze Spannweite möglicher Menschen-Darstellungen gestern und heute zu umreißen. Damit wird die kleine Auswahl erhellender als manches Mammut-Spektakel mit Hunderten von Exponaten.“ (Oliver Heilwagen)
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taz
“‚1910 Figur 2010‘ heißt die Jubiläumsausstellung des Georg-Kolbe-Museums. Sie vergleicht die Macharten von Skulpturen im Wandel verschiedener, auch dunkler Kunstepochen …“ (Katrin Bettina Müller)
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Morgenpost
„Tief im Berliner Westend locken seither ein mit Atelierfenstern ausgebautes Wohnhaus nebst Skulpturengarten zur Erholung vom innerstädtischen Kunst-Trubel. Jetzt wird das Georg-Kolbe-Museum schon 60 Jahre alt und hätte eigentlich eine grundlegende Renovierung nötig. Stattdessen feiert Ausstellungsleiter Marc Wellmann ein Kolbe-Revival. Er zeigt historische Statuen mit figurativen Arbeiten zeitgenössischer Künstler….“ (Gisela Sonnenburg)
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Neues Deutschland
„Gipsschlamm überm Akt. Das Georg-Kolbe-Museum in Berlin-Charlottenburg feiert sein 60-jähriges Bestehen mit einer einfallsreichen Sonderausstellung figurativer Plastik. “ (Peter H. Feist)
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Märkische Oderzeitung
„Figurbetont gibt sich das Kolbe-Museum immer. Schließlich widmete sich der 1947 verstorbene Bildhauer Georg Kolbe, dessen Nachlass im Berliner Westend betreut wird, vornehmlich dem autonomen Akt. Seit 60 Jahren gibt es nun Ausstellungen im ehemaligen Atelierhaus, das 1950 nach dem Zweiten Weltkrieg als erstes Museum im Westteil der Stadt seine Pforten öffnete. Das Jubiläum ist Anlass der neuen Schau ‚1910 Figur 2010‘, die Arbeiten aus dem frühen 20. Jahrhundert mit aktuellen Positionen kollidieren lässt….für eine umfassende Schau ist das kleine Haus im Grunewald nicht gedacht. Dafür sind Entdeckungen zu machen.“ (Redaktion)
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Zitty
„Man muss dieses Museum … finden und begreifen – als ein Angebot zur Entdeckung der Langsamkeit.“ (Christiane Meixner)
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ticket
„Als das Georg Kolbe Museum im Juni 1950 als erste Museumsinstitution nach Kriegsende im Westteil Berlins eröffnete, widmete es sich ausschließlich den Werken seines Stifters. Seit 1978 zeigt das Künstlermuseum eine vielfältige Reihe von Ausstellungen zur Bildhauerei des 20. Jahrhunderts. Anlässlich seines 60. Jubiläums feiert das Georg Kolbe Museum die figurative Bildhauerei mit einer Gegenüberstellung von Skulpturen aus den Jahren 1910 und 2010.“ (Louise Zwirner)
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Deutschlandradio Kultur
„So verschieden die Skulpturen auch sind, so klassizistisch, naturalistisch und positiv das Menschenbild auf der einen Seite, so ausufernd befremdlich und ironisch auf der anderen, so sehr haben die ausgestellten Skulpturen eines gemeinsam: sie sind figürlich!“ (Barbara Wiegand )
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