Anton Henning – Oase

20. September 2009 – 15. November 2009

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1/3 Fotos: Marcus Schneider

Anton Henning wurde 1964 in Berlin geboren und hat sich in den 90er Jahren vornehmlich als Maler einen Namen gemacht. Mit zahlreichen internationalen Ausstellungen der darauf folgenden raumgreifenden Inszenierung seiner Gemälde und Skulpturen hat er immer wieder seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, den Betrachter in eine sich dem Gesamtkunstwerk nähernden Bilder-Raum-Welt zu führen, deren vordergründige Harmonie, aber auch Dissonanz, unser durch den Mainstream geformtes Ästhetikempfinden auf die Probe stellt. Bei allem Humor, scheinbar mangelndem Respekt vor den Errungenschaften der Kunstgeschichte, sowie des „White Cube“ an sich, zeichnet sich ein an vielfältigen Medien bedienendes Schaffensbild ab, das den Betrachter verführt, vor den Kopf stößt und mit seiner radikalen Zärtlichkeit, wohlklingenden Schrägheit und einem vielschichtigen Witz für sich einnimmt, gleichzeitig aber die Frage provoziert: Ist Anon Henning nun ein subversiv kalkulierender Konzeptualist oder ein gänzlich seiner Intuition folgender Gefühlsmensch oder keines von beidem – Henning selbst betrachtet sich als Romantiker.

Die im Georg-Kolbe-Museum gezeigte Arbeit OASE beruht auf der Übersetzung des Gemäldes „Interieur No. 342“ von 2006 in einen starkfarbigen 9x 6 m großen Wollteppich. Eine abstrakte Musterung bildet die Basis und das Raster für verschieden hohe Sockel. Auf ihnen sind Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien platziert oder der Sockel präsentiert sich als Skulptur. Dabei steht jedes Objekt in Beziehung zum anderen. Landschaften, Portraits und Akte, Anklänge an die neuzeitliche Kunstgeschichte sind in subversiver und ironischer Weise im Dialog miteinander gesetzt. Dabei scheint sich die Skulptur ganz der Malerei hinzugeben, ganz so, wie sich die Malerei Anton Hennings immer wieder mit Plastizität, Räumlichkeit, der Skulptur und deren Bild im Raum befasst.

Das Georg-Kolbe-Museum zeigt zudem eine große Auswahl von Zeichnungen. Diese bilden im Werk Anton Hennings eine ganz eigene, in ihrer erzählerischen Dichte bestechende Werkgruppe.

Anton Henning hat in den späten 1980er Jahren zunächst in London und dann in New York gelebt und ist ab Mitte der 1990er mit ersten Einzelausstellungen sowohl im In- als auch im Ausland hervorgetreten. Bald folgten auch institutionelle Projekte. Unter anderem im Kasseler Kunstverein (1998), in der Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig (1999) im Kunstmuseum Luzern (2003), oder dem Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main (2005). Größere Beachtung erzielte Anton Henning 2004 durch die künstlerische Ausstattung des Restaurants im Arp Museums Bahnhof Rolandseck und die damit verbundene Ausstellung (2007). 2009 wurde der Künstler bereits mit einer großen Doppelausstellung in der Kunsthalle Mannheim und dem Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen gezeigt.
Anton Henning lebt und arbeitet in Manker bei Berlin.

Das Ausstellungsprojekt ist eine Kooperation mit De Pont – museum voor hedendaagse kunst aus Tilburg (NL).

Zeitgleich zur Laufzeit im Georg-Kolbe-Museum wird im Zehlendorfer Haus am Waldsee eine Einzelausstellung des Künstlers zu sehen sein (Gegengift, 20. 9. – 29- 11., Eröffnung: 19. September 2009).
www.hausamwaldsee.de

Mit freundlicher Unterstützung von primeline und Kunst Magazin Berlin.

AUSGEWÄHLTE PRESSESTIMMEN

Der Tagesspiegel
„Schlingeleien: Der Maler und Möbeldesigner Anton Henning ist derzeit in Berlin gleich mit zwei Ausstellungen vertreten. … Nur auf den ersten Blick wirkt diese Strategie wie Spielerei. Wer die große, parallel im Kolbe-Museum gezeigte Installation OASE studiert, erkennt sofort, dass jedes Objekt millimetergenau auf dem – natürlich von Henning entworfenen – Teppich steht. Beide Ausstellungen ergänzen sich ideal. Im Haus am Waldsee wird in Erinnerung an die Villenvergangenheit der bürgerliche Salon imitiert, das Heim eines unkonventionellen Sammlers präsentiert, dessen Kollektion nicht von sechs, sieben Künstlern stammt, wie es scheint, sondern auf den multiplen Fähigkeiten eines Einzelnen basiert. Im Museum an der Sensburger Allee wird hingegen das ehemalige Atelier des Bildhauers Georg Kolbe angespielt, indem Henning sein Motiv- und Formenrepertoire vorführt, das ihn wie den einsamen Wüstenwanderer in einer Oase mit Labsal versorgt. Bis zur nächsten verwandten Künstlerseele ist es eben weit.“
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ART online
„Gleich zwei Berliner Ausstellungshäuser widmen sich dem Werk von Anton Henning. Das Georg-Kolbe-Museum zeigt seine Installation mit dem Titel ‚Oase‘. Die Grundlage für die 2006 entstandene Gesamtplastik, deren Ausmaße 9 x 6 Meter betragen, ist sein Ölgemälde ‚Interieur No. 342‘. Die Plastik greift die farbigen rechteckigen Formen auf und übersetzt sie in einen gigantischen Teppich. Auf diesem Wollteppich, der von bunten geometrischen Mustern dominiert wird, sind 21 abstrakte Skulpturen aus Gips, Holz oder Bronze platziert. In einem ausgeklügelten Anordnungssystem ergibt sich das Gesamtbild einer fantasievollen Spielwiese. Henning schafft es in dieser Komposition ein Zusammenwirken von Architektur, Interieur, Design, Malerei und Skulptur zu schaffen. Bis zum 15. November kann man das Gesamtkunstwerk im Georg-Kolbe-Museum in Berlin betrachten.“
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Neues Deutschland
„Ungewöhnliches stellt das Georg-Kolbe-Museum derzeit aus: Den gesamten früheren Atelierraum, lindgrün gestrichen, füllt eine Gesamtplastik OASE. Mit 322 x 900 x 600 Zentimetern Ausdehnung beeindruckt seine Mixed-Media-Installation und lädt zu einem ausgiebigen optischen Spaziergang.“
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Kunstmarkt.com
„Gleich zwei Berliner Ausstellungshäuser widmen sich seit dem Wochenende Anton Henning und haben damit die erste institutionelle Präsentation seines Werkes in seiner Geburtstadt auf den Weg gebracht. Da ist zum einen das Georg-Kolbe-Museum. Hier hat der 1964 geborene Henning, der sich mit Malerei Bildhauerei, Architektur und Design dem Gedanken des Gesamtkunstwerkes nähert, die raumfüllende Installation OASE von 2006 aufgebaut..“
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3sat Bilderstreit: Kunst im Gespräch
„Sendung am 24. Oktober 2009. Bilderstreit – Kunst im Gespräch. In der Herbstausgabe von Bilderstreit diskutierten Dorothee Baer-Bogenschütz, Carla Schulz-Hoffmann, Stephan Berg und Julian Heynen über Anton Henning und seine beiden Berliner Ausstellungen, Georges Seurat, Gerhard Hoehme sowie Isa Genzken“
zur Internetseite von 3sat Bilderstreit

Auszüge aus dem Gespräch:
„Anton Henning arbeitet in die Ästhetik des Bürgerlichen des ganzen 19. und 20. Jahrhunderts hinein; es ist eine unheimlich spannende Welt. Er folgt den Verästelungen der Ästhetik in seiner Kunst mit einer großen Lust, einer ironischen Lust.“ (Julian Heynen)

„Was mich etwas skeptisch macht ist, dass Anton Henning offensichtlich ein Künstler ist, der durch die Welt geht und dabei immer nur Bilder und Bilder und sich selbst findet. Er fügt diesem einfach weitere Bilder hinzu, wodurch ein immer fortwährendes Zirkulieren entsteht; das Ich mäandert durch die Kunstgeschichte, erfindet sich chamäleon-gleich immer wieder neu. Er tut dies aber nicht etwa, um in der Kunstgeschichte zu verschwinden, sondern um sich darin zu behaupten. … Hennings Nische in der Kunst ist die postmoderne Nische in der alles mit allem verknüpfbar ist: ein Bild ist ein Objekt ist ein Stuhl ist ein Möbel ist wieder ein Bild. … Das Einzige, was ich Henning vorwerfe ist, dass er sich perfekt eingerichtet hat. Er hat ein cleveres, amüsantes System entwickelt, das immer passt, ein Puzzle, das sich immer aufgeht.“ (Stefan Berg)

„Anton Hennings Kunst lässt sich vielleicht mit ‚bad painting‘ definieren: er setzt sich, wenn man überhaupt noch von Normen in der Kunst sprechen kann, über alle Normen des guten Geschmacks hinweg.“ (Carla Schulz-Hoffmann)

„Es geht Henning in seinem Werk sehr um seine eigene Person, er inszeniert sich ja förmlich wie ein Malerfürst des 19. Jahrhunderts.“ (Dorothee Baer-Bogenschütz)

“ Bei Anton Henning geht es um mehr als nur Geschmack und Bilder. Natürlich geht es um einen hochstilisierten, schlechten Geschmack; wie es anhand des Dandytums des 19. Jahrhundert oder dem Camp der 1960er analysiert wurde, geht es darum, Codes des Geschmacks zu entwickeln. Es braucht eine ganze Menge guten Geschmacks, um den schlechten Geschmack so zu produzieren oder auch zu erkennen.“ (Julian Heynen)