Hans Arp
Der Nabel der Avantgarde
28. Juni 2015 – 11. Oktober 2015
Die Ausstellung „Hans Arp. Der Nabel der Avantgarde“ ist einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts gewidmet. Als Mitbegründer des Dadaismus, als Wegbereiter des Surrealismus und als radikale Künstlerfigur war er maßgeblich an der Entwicklung der modernen abstrakten Kunst beteiligt.
Die große Schau im Georg Kolbe Museum ist die erste Retrospektive Hans Arps in Berlin. Sie ermöglicht eine Neuentdeckung des poetischen und politischen Künstlers und gibt mit einer Fülle von Plastiken, Reliefs, Grafiken, Fotografien, Gedichten und Texten einen umfassenden Einblick in sein vielfältiges Werk.
Der Künstler wurde 1886 als Hans Peter Wilhelm Arp im Elsass geboren. Der überzeugte Pazifist rief als Exilant 1916 in der Schweiz unter anderem mit dem Schriftsteller Hugo Ball den Dadaismus aus. Dada richtete sich gegen den Krieg sowie gegen bestehende gesellschaftliche, ästhetische Normen und lieferte wichtige Impulse für die Kunst der Moderne. In Zürich lernte er auch seine spätere Frau, die Künstlerin Sophie Taeuber-Arp, kennen, mit der er bis zu ihrem Tod 1943 intensiv zusammenarbeitete.
In den frühen 1920er-Jahren wandte er sich dem abstrakten Surrealismus zu und war Teil wichtiger avantgardistischer Vereinigungen. Mit Kurt Schwitters, Theo van Doesburg, Max Ernst und El Lissitzky pflegte er enge Künstlerfreundschaften, die zu produktiven Koproduktionen führten. Ab 1926 arbeitete und lebte er mit Sophie Taeuber-Arp als französischer Staatsbürger in Meudon-Clamart bei Paris. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Frankreich floh das Künstlerpaar 1942 in die Schweiz. Nach dem Krieg lebte er, der mittlerweile äußerst erfolgreich geworden war, in Meudon-Clamart und in Locarno. Arp verstarb 1966 in Basel und wurde in Locarno bestattet.
André Schmitz, Vorstand der Georg Kolbe Stiftung: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Hans Arp die Werke eines Zeitgenossen von Georg Kolbe in dessen wunderbarem Atelierhaus aus den 1920er-Jahren zeigen können. Anders aber als Kolbe, dessen Lebensthema die menschliche Figur war, beschritt Arp mit der Abstraktion einen vollkommen neuen künstlerischen Weg. Die Ausstellung zeigt das Werk eines für nachfolgende Generationen äußerst einflussreichen Künstlers.“
Die Direktorin des GKM Dr. Julia Wallner zur Ausstellung: „Hans Arp ist gleichzeitig ein Kritiker der modernen Weltidee – wie einer ihrer stärksten Motoren. Sein „zurück zur Natur“ und sein sich vorwärts träumender Kunstbegriff hat für das 21. Jahrhundert große Bedeutung – vielleicht sogar eine unterschätzte. Er rezipierte ungeheuer früh, was erst seit den 1970er-Jahren mit dem Aufkeimen der Neuen Sozialen Bewegungen, einem in der Breite geäußerten Pazifismus und einem angesichts der Erfahrung von Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit größeren ökologischen Bewusstsein zu einer gesellschaftlichen Basis der westlichen Welt wurde.“
Im (Bild-)Zeichen des Nabels fand Arp schon früh das programmatische Symbol seiner künstlerischen Arbeit. Er erscheint gezeichnet, gedruckt, in Stein gehauen, in Gips geformt und in Bronze gegossen, aber auch humorvoll im Kontext inszenierter Fotografie. Hans Arps künstlerisches Interesse zielt stets auf einen Wesenskern, den er in der Form des Nabels als Elementarzeichen symbolisiert sieht. Gleichzeitig versinnbildlicht dieser die Bindung des Menschen an den Kreislauf der Natur.
Arps spezifische Formensprache des Fließend-Organischen hat die Entwicklung der Kunst revolutioniert. Alexander Calder bezog sich auf ihn ebenso wie der amerikanische Maler Ellsworth Kelly, der mit seinem emblematischen Werk „White Ring“ von 1963 in der Ausstellung vertreten ist.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp e.V., Rolandswerth/Berlin und mit Unterstützung des Arp Museums Bahnhof Rolandseck, Remagen. Sie wird durch den Hauptstadtkulturfonds ermöglicht.