Volker März
Der Affe fällt nicht weit vom Stamm
23. Juni 2018 – 02. September 2018
Der Berliner Künstler Volker März (*1957) stellt mit seinen vielschichtigen Arbeiten im Georg Kolbe Museum provozierende Fragen an unsere Geschichte und Gegenwart. Ausgehend von seinen biografischen Erfahrungen aus der Nachkriegszeit und dem Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt er sich mit den Hierarchien und Herrschaftsformen unserer heutigen Gesellschaft. In einem begehbaren Gesamtkunstwerk aus Skulpturen, Malereien, Texten, Performances und Musikvideos schafft Volker März eine private, teils humorvolle, stets politische Ikonografie, die sich aus einem Universum von Zitaten und Bildern nährt. Mit einer weit verzweigten Familie bunt bemalter Tonfiguren bevölkert er im Sommer 2018 die Ausstellungsräume des historischen Künstlerateliers Georg Kolbes aus den 1920er-Jahren.
Geschlechtlich uneindeutige Mischwesen aus Mensch und Tier mit roten Ohren agieren in kleinen Gruppen und ringen mit sich und untereinander um die große Welterzählung. Gesichter bekannter Persönlichkeiten der europäischen Kulturgeschichte, u. a. von Walter Benjamin, Franz Kafka, Joseph Beuys und Hannah Arendt mischen sich unter die vielen namenlosen Protagonisten. Manche der kleinformatigen Figuren deuten Züge des Künstlers an, der sich als autobiografischer Erzähler mitten hinein in den fantastischen Reigen aus symbolisch-poetischen Gesten, Handlungen und kurzen Geschichten begibt.
Rücklings hängen im großen Atelier die „Horizontalisten“ von der Decke, vollständig bekleidete menschliche Figuren in Lebensgröße. Die „Horizontalisten“ schweben wie flügellose Engel im Raum, durch ihr Nichtstun fallen sie aus der Zeit, lassen das Weltgeschehen unkommentiert. Volker März: „Wie schön wäre es doch, einfach nur Horizontalist zu sein – der Mensch als sein eigener Horizont und um ihn herum nichts als Horizonte.“
Überlebensgroße Radiergummis liegen im Garten und im Ausstellungsraum als markante Objekte des Künstlers und seiner Performancegruppe UNOS UNITED. Sie fungieren als „Selektionsmaschinen“, die dazu dienen, das Vergessen auszuradieren.
Die Ausstellung entstand nach langjähriger Vorbereitung in Kooperation mit dem Gerhard-Marcks-Haus in Bremen, wo sie bis Juni 2018 zu sehen war – das Projekt wurde vom Künstler speziell für die beiden Bildhauermuseen entwickelt.