Werner Stötzer

1931-2010

23. Januar 2011 – 03. April 2011

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1/3 Fotos: Marcus Schneider

Am 2. April 2011 wäre Werner Stölzer 80 Jahre alt geworden. Das Georg Kolbe Museum plante aus diesem Anlass eine Präsentation seiner Werke. Nun, nachdem der Bildhauer am 22. Juli 2010 verstarb, wird es eine Gedächtnisausstellung geben. Gezeigt wird eine Auswahl plastischer Figuren und Torsi, überwiegend Steinskulpturen, ergänzt durch einige frühe Bronzen und Zeichnungen.

Werner Stölzer, geboren 1931 in Sonnenberg im südlichen Thüringen, erhielt in seiner Heimatstadt seine erste Ausbildung als Keramikmodelleur. Danach studierte er Bildhauerei in Weimar, Dresden und Berlin, zuletzt als Meisterschüler von Gustav Seitz an der Akademie der Künste. Von ihm und dem Ateliernachbarn Waldemar Grzimek wurde der junge Bildhauer zu eigenen figürlichen Werken angeregt.

Was Stölzer zu einem Bildhauer ganz eigener Statur machte, war dann jedoch ein deutlicher Schritt heraus aus dem Schatten von Gustav Seitz; es war seine Hinwendung zum Bildhauermaterial Stein seit der Mitte der 1960er Jahre. Obwohl er gar nicht in der Steinbildhauerei ausgebildet war, verschrieb er sich dieser Technik und zwar so, dass er direkt im Material arbeitete und nicht, wie es der Tradition entsprach, Gipsmodelle kopierte oder gar von Steinmetzen wiederholen ließ. Die Konzentration auf den Stein führte Stötzer zu größerer gestalterischer Freiheit. Damit ging einher, dass der Torso zum wichtigsten Motiv wurde, also gerade die Menschendarstellung, die nicht die Harmonie des Ganzen zeigt, sondern reduzierte, vielleicht sogar beschädigte Körper. Anfangs konnten die damals ungewohnten Torsi mit den begrenzten räumlichen Vorgaben des Steinblocks erklärt werden, denn die Blöcke, aus denen sie gehauen wurden, waren zuerst oft ehemalige Grabsteine oder Treppenstufen gewesen.

Über seine Arbeit gab Stötzer häufig Auskunft: „Meine Aufgabe als Bildhauer sehe ich darin, den Stein so aufzubrechen, dass er immer wieder neue Kraft erhält… Das Ganze ist sozusagen ein Akt des Gespürs, des Instinktes. Aus dem Abhaken entwickeln sich auf einmal neue Möglichkeiten, Felder und Dimensionen, die mich vorsichtig werden lassen… Am Stein kann man nur abhacken. Man fügt dem Stein formmäßig etwas hinzu, indem man ihm Material nimmt. Das Hacken ist also kein Verletzen.“

Stölzers Arbeitsweise respektierte den Stein geradezu als Partner: „Ich wollte neue Formen setzen und noch das spürbar belassen, was der Stein von sich aus als Eigenleben mitbrachte.“

Mit freundlicher Unterstützung des Freundeskreises des Georg-Kolbe-Museums.

AUSGEWÄHLTE PRESSESTIMMEN

Tagesspiegel
„Ein Glücksfall ist diese Ausstellung. Und doch kommt sie, so Ursel Berger, Direktorin des Georg-Kolbe-Museums, zu spät. Doppelt verspätet. Denn am 2. April wäre der Bildhauer Werner Stötzer 80 Jahre alt geworden. […] Die Ausstellung, die Stötzers Lebensgefährtin, Bildhauerkollegin und Nachlassverwalterin Sylvia Hagen viel verdankt, fokussiert auf das Eigentliche. Die wenigen frühen Bronzegüsse und Versuche in Holz stehen völlig zu recht im Schatten der Steinskulpturen aus vier Jahrzehnten. Die Klammer hinter all dem: wunderbar konzise Aktzeichnungen. […]“
(Michael Zajonz, 28.01.2011)

Berliner Zeitung
„Werner Stötzer, einer der wichtigsten deutschen – nicht nur ostdeutschen – Bildhauer der Gegenwart, gebürtiger Thüringer, einstiger Meisterschüler von Gustav Seitz und geschätztes Akademiemitglied, ist am 22. Juli 2010 gestorben. […] Ein Dutzend der markantesten Skulpturen Stötzers, zumeist Torsi aus Marmor, Sandstein, Granit, sind jetzt im Museum an der Sensburger Allee ausgebreitet: Etwa die grauweiße Odaliske, Fragment eines Prachtweib-Körpers, die Formen halb ausgearbeitet, halb in der Abstraktion, im Weggehackten angedeutet und doch vollkommen. […] Illustrativ ist da nichts, Stötzer war ein Meister des Intuitiven, seine Steine muss man lesen und deuten. […] Wahrscheinlich – und das erzählt die von Ursel Berger kuratierte Gedächtnisschau im Kolbe-Museum so poetisch wie überdeutlich, war dieser Künstler ein Träumer und auch ein Romantiker. […] “ (Ingeborg Ruthe, 29.01.2011)

Berliner Morgenpost
„[…] Als Akt des Gespürs bezeichnete Stötzer seine Arbeit. ‚Am Stein kann man nur abhacken. Man fügt dem Stein formmäßig etwas hinzu, indem man ihm Material nimmt. Das Hacken ist also kein Verletzen.‘ Im Kolbe-Museum lässt sich studieren, wie vorsichtig er sich an neue Formen und Möglichkeiten herantastete. Die Schau, die ihn zum 80. Geburtstag ehren sollte, kommt nun zum Gedächtnis.“ ( Andrea Hilgenstock, 31.01.2011)

Märkische Oderzeitung
„Gemäß seinem Namenspatron widmet sich das Kolbe-Museum der Bildhauerkunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ursel Berger sieht in Stötzers ‚deutlichem Schritt aus dem Schatten seiner Lehrer‘ Waldemar Grzimek und Gustav Seitz heraus etwas ganz Besonderes, weil Vermittelndes zwischen den unterschiedlichen bildhauerischen Vorgehensweisen nicht zuletzt auch der Generationen. Seine konsequente Hinwendung zum Stein beeinflusste seitdem das Maß und die Form seiner Arbeiten.“ (Peter Liebers, 24.01.2011)

Neues Deutschland
„In den hellen Räumen sind rund zwei Dutzend Steine und Bronzen versammelt – im Versuch, mit markanten Beispielen das ganze Werk zu durchmessen. […] Unter den Kohle-, Bleistift-, Tusche-Zeichnungen aus dem Nachlass – hohe zeichnerische Kunst – auch eins der letzten Blätter.“
(Marion Pietrzok, 02.02.2011)

Dresdner Neueste Nachrichten
„[…] Die Skulpturen des gebürtigen Thüringers, der in Weimar und Dresden – hier bei Eugen Hoffmann und Walter Arnold – studierte, 1954 nach Ost-Berlin übersiedelte und seit 1980 im Oderbruch ansässig war, erscheinen in großer Ruhe und zeitloser Dauer, im lastenden Gewicht des Materials und zugleich in schwebender, flüchtiger Leichtigkeit. […]“ (Klaus Hammer, 09.03.2011)

Sächsische Zeitung
„[…] So ist aus der Geburtstagsschau auch eine Gedenkausstellung geworden, an deren Vorbereitung er nicht mehr mitwirken konnte, die aber dennoch durch und durch seine Handschrift trägt, ganz und gar von seinem Geist beseelt ist. […] In dem idyllisch gelegenen Museum im grünen, von Villen geprägten äußersten Westen Berlins dominieren Stötzers Spätwerke, Figuren und Torsi aus Stein. “ (Jens-Uwe Sommerschuh, 23.03.2011)

Museumsjournal
„Was Stötzer zu einem Bildhauer ganz eigener Statur machte, war dann hingegen ein deutlicher Schritt heraus aus dem Schatten von Gustav Seitz: Die Hinwendung zum Stein. […] Zwar wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Ideal der ‚taille directe‘, der direkten Arbeit in den Stein, propagiert, um zu einer dem Material angemessenen Vorgehensweise zu kommen; konsequent befolgt wurde diese Methode jedoch höchst selten. Darin unterscheidet sich Werner Stötzer von den meisten seiner Kollegen: Er hat sich tatsächlich der ‚taille directe‘ verschrieben. Seine Steinskulpturen entstanden im Originalmaterial; es gab keine plastischen Vorstufen. […]“
(Dr. Ursel Berger, Direktorin des Georg-Kolbe-Museums, Nr. 1, 25. Jahrgang, Januar–März 2011)