Zarte Männer
In der Skulptur der Moderne
In auffallender Vielzahl bearbeiteten die Bildhauer am Beginn des 20. Jahrhunderts den Topos des unversehrten, aber verletzlichen Jünglings. In einem Umfeld des kriegerisch-militanten Selbstbewusstseins der späten Kaiserzeit und noch junger Demokratiebewegungen suchten die vorwiegend männlichen Künstler nach Verfeinerung von Körper und Geist. Der Kult um die Jugend, der sowohl in militanten wie in pazifistischen Kreisen in der Zeit um 1900 blühte, beflügelte dieses Ideal des zarten Mannes. In den literarischen Figuren von Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Georg Trakl oder im Kreis um Stefan George finden sich in der Literatur zahlreiche Parallelen zu diesen ungewöhnlich sanften Männerbildern. Die Konzeption eines empfindsamen männlichen Körperideals erscheint als bewusste Gegenbewegung zu den heroisch-starken Männerbildern der Zeit. Der vorliegende Band umfasst rund 80 Werke von Bildhauern aus drei Generationen. Die darin vermittelten Männerbilder zeigen sie die Vielfalt moderner Geschlechterrollen, die Ausdruck einer bis heute aktuellen Emanzipationsgeschichte sind.
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