- Vortrag
Erich Moebes und Georg Kolbe
Fankultur der bildenden Kunst? Erich Moebes und weitere Bewunderer Kolbes in dessen Nachlass
1937 schrieb der von der Schule verwiesene Erich Moebes an Georg Kolbe und bat ihn um Rat, weil ihn der Wunsch umtrieb, Künstler zu werden. Noch bevor es zur ersten Begegnung der beiden kam, offenbarte Moebes dem von ihm sehr bewunderten Kolbe intime Details aus seinem Leben. Die beiden blieben bis zum Tod Kolbes 1947 in schriftlichem und persönlichem Kontakt; es kam zum einem zum Austausch von Ideen, zum anderen aber auch zur Verkaufsvermittlung durch Moebes oder der Anregung von Abgüssen. Obwohl Moebes der Kunstgeschichte (bisher) unbekannt geblieben ist, hatte er einen, wenn auch kleinen, so doch materiellen Einfluss auf Kolbes späte Karriere.
Der umfangreiche Nachlass Georg Kolbes umfasst neben der Korrespondenz mit Moebes weiteren Schriftverkehr mit Bewunderern, der mal mehr mal weniger in einem produktiven Austausch mündete oder Hinweise auf eine produktive Rezeption gibt. Ausgehend von Moebes als zentralem Beispiel soll die Frage der Bedeutung dieser Akteure für eine Künstlerkarriere wie die Kolbes gestellt werden. Gibt es eine von der herkömmlichen Rezeptionsgeschichte bisher unbeachtete Fankultur im künstlerischen Feld?
Julius Redzinski ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Peter und Irene Ludwig Stiftung und arbeitet insbesondere zu der von den Ludwigs zusammengetragenen Sammlung von Kunst aus der DDR. Er studierte Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin und verfolgt an der Technischen Universität Berlin ein Dissertationsvorhaben zur Künstler*innensozialgeschichte mit einem Schwerpunkt auf der Zeit des Nationalsozialismus. Er hat unter anderem zum Genter Altar, Historienfilm und der Kunst im Nationalsozialismus publiziert.