David Hartt
Metabolic Rift
14. Juni 2025 – 28. September 2025
Jedes Jahr im Sommer entsteht ein neues temporäres Kunstwerk für den Garten des Georg Kolbe Museums. In diesem Jahr präsentiert der Künstler David Hartt (*1967, Montréal) eine Videoarbeit mit dem Titel Metabolic Rift.
Der hohe LED-Bildschirm ist eingebettet in die Flora des Gartens und umgeben von einem Beet aus sibirischem Springkraut (Impatiens parviflora) und schmalblättrigen Weidenröschen (Epilobium angustifolium) – Pflanzenarten, die auch in unwirtlichen Umgebungen gedeihen. Das sibirische Springkraut fand Eingang in botanische Theorien, welche am Beginn des letzten Jahrhunderts zu Rassentheorien umformuliert und von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurden. Das schmalblättrige Weidenröschen ist bekannt für seine hochresistente Verbreitung und wächst auch in versehrter Erde nach Kriegen oder Umweltkatastrophen. In unmittelbarer Nähe des Tänzerinnen-Brunnens (1922) von Georg Kolbe und ausgehend von den Posen der Brunnenfiguren zeigt der Film, wie ein zeitgenössischer Tänzer eine konzentrierte Choreografie übt. Das Modell für Kolbes steinerne Träger war ein Schwarzer Mann, dessen Biografie es noch zu rekonstruieren gilt. Die bewegende Geschichte des Brunnens, die parallel im Schaudepot des Museums und der Publikation Der Brunnen erzählt wird, ist Ausgangspunkt für David Hartts künstlerische Kontemplation über verwobene Beziehungen zwischen Kultur und Umwelt, Peripherie und Zentrum, Heimat und Entfremdung.
Der titelgebende “metabolische Riss“ ist ein Begriff der Marxschen Ökologie und wurde von dem Soziologen John Bellamy Foster als Kritik des Kapitalismus definiert. Damit beschreibt er eine Zerrüttung der Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Mensch und Natur in kapitalistischen Produktionssystemen und ihre weitreichenden Auswirkungen. Der Künstler David Hartt fragt in seiner Arbeit danach, was es bedeutet, dem eigenen Körper in einer fremden Landschaft entfremdet zu sein. Wie kann ein Boden damit bereichert werden, indem man ihn mit einem poetischen Anderssein bestäubt.
David Hartt ist ein kanadischer Künstler, der multimediale Werke schafft, die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Komplexitäten seiner verschiedenen Untersuchungsobjekte aufzeigen. In Filmen, Fotografien, Sound, Textilien und Installationen erforscht er, wie historische Ideen und Ideale im Laufe der Zeit fortbestehen oder sich verändern. Ein Interesse an moderner Architektur und Botanik prägt viele seiner künstlerischen Arbeiten. David Hartt lebt und arbeitet in Philadelphia, wo er Professor der Bildenden Kunst der Universität von Pennsylvania ist.
Am Eröffnungstag, Samstag, 14.6., stellt der Künstler seine Arbeitsweise und das Werk in einem Gespräch mit Kathleen Reinhardt, der Direktorin des Georg Kolbe Museums vor.