Umgebung
Neben einem Besuch im Georg Kolbe Museum lädt die Umgebung rund um Heerstraße und die Sensburger Allee zu einem Abstecher in den nahegelegenen Kolbe-Hain, einem Besuch des Waldfriedhofs Heerstraße oder des Olympiaparks ein. Auch bedeutende Architekturdenkmäler wie Le Corbusiers „Unité d’Habitation“ oder Hans Poelzigs Haus des Rundfunks liegen in Laufdistanz, beliebte Ausfugsziele wie der Drachenberg, Teufelsberg und Teufelssee sind auf einem Spaziergang oder mit dem Fahrrad gut zu erreichen. Neuerdings lässt sich das Westend auch mit dem Audiowalk „Kolbes Kiez“ erkunden. Der stadtkritische Spaziergang besteht aus 15 Hörbildern und ist Teil des hybriden Stadterkundungsformats „Kolbe außer Haus“. Neben ikonischen Architekturen führt er auch an weniger bekannte interessante Orte in der Nachbarschaft des Museums – einer Gegend, die mehr zu bieten hat, als manch eine*r denkt.
Kolbe-Hain
Der Kolbe-Hain ist in wenigen Schritten vom Museum aus erreichbar. Er liegt in einer eiszeitlichen Rinne, was die bauliche Nutzung erschwerte. Ausgehend von den Bebauungsplänen Joseph Stübbens von 1911 entschied man sich, einen Teil des Gesamtareals als öffentliche Parkanlage zu gestalten; diese wurde im Jahr 1957 – zum zehnten Todestag des Künstlers – in Kolbe-Hain umbenannt. Zwischen 1959 und 1965 wurden fünf große Bronzeskulpturen aus dem Spätwerk des Künstlers aufgestellt. All diese Bronzen wurden posthum als Unikate gegossen. Die erste Museumsleiterin nach Kolbes Tod, Margrit Schwarzkopff, die zuvor als seine Fotografin und später auch als Assistentin gearbeitet hatte, wählte die Figuren aus und gab sie – wie zu Kolbes Lebzeiten – bei der Gießerei Noack in Auftrag: die Kniende (1942), der Stürzende (1940/42), Dionysos (1931/36), Mars und Venus (1939/40) und die Große Liegende (Ruhende Frau, 1939/41).
Corbusierhaus
Das Corbusierhaus, eine sogenannte „Wohnmaschine“ wurde vom französisch-schweizer Architekten Charles-Édouard Jeanneret-Gris, genannt Le Corbusier, in Bauhausnachfolge als „vertikales Dorf“ anlässlich der Internationalen Bauausstellung 1957 entworfen. Das 14 geschossige Gebäude mit seiner radikal modernen Architektur und einer auffälligen Farbgestaltung sollte ursprünglich im Hansaviertel gebaut werden, aufgrund seiner Größe wurde es dann aber am Stadtrand realisiert. Es wurde nach den Vorschriften des sozialen Wohnungsbaus gegenüber den ursprünglichen Plänen des Architekten modifiziert, der sich durch diese gravierenden Eingriffe später von dem ausgeführten Gebäude distanzierte. Das aufgrund seiner harten Modernität immer auch umstrittene Hochhaus zählt zu den großen Ikonen der Berliner Nachkriegsarchitektur, heute leben in den rund 500 zumeist kleinen Wohnungen zahlreiche Schriftsteller*innen, Künstler*innen und Architekt*innen.
Haus des Rundfunks
Der erste große Funkhausbau Europas, das Berliner „Haus des Rundfunks“, entstand 1929-1931 nach den Plänen des Architekten Hans Poelzig. Der fünfgeschossige Bau mit seiner ungewöhnlichen dreieckigen Grundrisslösung stellte damals eine völlig neuartige Bauaufgabe dar. Eine zentrale Rolle innerhalb des architektonischen Gesamtkonzeptes kommt den weiträumigen rechteckigen Lichthof am Haupteingang an der Masurenallee zu. Entsprechend repräsentativ und vergleichsweise aufwändig gestaltet, beeindruckt er vor allem durch die besondere Farbigkeit der verwendeten Baumaterialien. Die künstlerische Ausstattung des ansonsten leeren Raumes beschränkte sich dagegen auf die Aufstellung der Bronzeskulptur Große Nacht (1926) von Georg Kolbe im Erdgeschoss. Für den preußischen Kultusminister Adolf Grimme (nach dem später der Grimme Preis benannt wurde) verkörperte sie das „Emporschweben der Radiowellen“.
Waldfriedhof Heerstraße
Der interkonfessionelle Friedhof Heerstraße gehört auch heute noch zu den schönsten Friedhöfen Berlins. Der ca. 15 ha große Friedhof wurde zwischen 1921 und 1924 nach den Plänen des Berliner Gartenbaudirektors Erwin Barth errichtet und im Jahr 1925 in Betrieb genommen. Er erstreckt sich über eine hügelige Wald- und Wiesenlandschaft mit dem Sausuhlensee im Zentrum, um dessen Senke sich die Grabstätten terrassenförmig gruppieren. Zahlreiche prominente Persönlichkeiten wurden hier beigesetzt, etwa Paul Cassirer (gest. 1926), einer der bedeutendsten Kunsthändler vor dem Ersten Weltkrieg, der in seinen Ausstellungen immer wieder auch Arbeiten Kolbes zeigte und bereits 1913 einen Bildband mit dessen Werken herausgab; des Weiteren Joachim Ringelnatz (gest. 1934) und Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow – kurz Loriot – (gest. 2011).