Garten
Bei der Planung von Georg Kolbes Wohn- und Atelierhausensemble ging der Architekt Ernst Rentsch sensibel auf die vorgefundene landschaftliche Situation ein. Das Grundstück am Rande des Grunewalds war von einem ehemaligen Waldweg durchzogen, den hochgewachsene Kiefern flankierten. Vor dieser Aufgabe entschied sich der Architekt für die Errichtung zweier Bauten, die beidseitig entlang der markanten Vegetation angelegt wurden. Auf diese Weise konnte ein bestehender Naturraum erhalten und kultiviert werden. Vor Blicken von außen geschützt und beide Gebäude des Ensembles verbindend, diente er Georg Kolbe als Skulpturengarten und seiner Familie als privater Aufenthaltsbereich.
Als der heutige Museumsgarten noch Stück Grunewald war, wuchsen dort neben wild aufgehenden Bäumen und Sträuchern vor allem Farne, Gräser und Blumen, die in bewaldeten Gegenden heimisch sind. Beim Entwurf des Gebäudeensembles nahm der Architekt Ernst Rentsch, in enger Abstimmung mit dem Bauherrn Georg Kolbe, Rücksicht auf diesen Ursprung des Baulands: Anstatt, wie zunächst geplant, ein großes Gebäude zu errichten, das gleichsam Atelier und Wohnungen beinhalten sollte, wurden die Pläne entsprechend den Besonderheiten des Grundstücks angepasst. Den alten Waldweg flankierend wurden zwei sich gegenüberliegende Bauten konzipiert. Die auf diese Weise erhaltene, in das Ensemble integrierte Grünfläche gliederte nicht nur die Natur unmittelbar an die Atelier- und Wohnräume an, sondern diente dem Bildhauer auch als Skulpturengarten, in dem er wechselnde Werke aufstellte, unter anderem um deren Wirkung im Außenraum studieren zu können.
1935 wurde der Garten um einen Skulpturenhof ergänzt, in dem der Bildhauer von nun an die Präsenz großer Plastiken im architektonischen Außenraum erprobte. Durch Mauern und Pfeiler definiert fungiert der Hof als Übergangsbereich zwischen Architektur und Natur sowie beiden Baukörpern des Ensembles. Letztere sind durch eine Mauer verbunden, die den Garten von der Straße abtrennt. Während die modernistische Architektur das Erscheinungsbild straßenseitig klar dominiert, ist der Charakter des Innenraums wesentlich durch den Garten bestimmt. Dieser wurde mit einfachsten Mitteln, aber einer Menge Sorgfalt erschaffen. Mit Blick auf frühe Anpflanzungen wird das Bemühen Kolbes sichtbar, den Ursprung des Naturraums als Waldfläche nachvollziehbar zu halten. So ließ er hier weiterhin den Wildwuchs von Birken und Ahornbäumen zu und bewahrte den ursprünglichen Charakter durch die Beibehaltung und Kultivierung von Farnen und Waldgräsern. Diese Vegetation ergänzte Kolbe durch die Pflanzung von Madonnen- und Türkenbundlilien, die ihn an seine verstorbene Frau erinnerten, sowie durch Wildrosen und Blauregen als Kletterpflanzen, an denen sich das Paar bei gemeinsamen Urlauben in Italien erfreut hatten.
Nachdem der Garten in den Jahren 2002/03 eine erste denkmalpflegerische Instandsetzung erfuhr, erfolgte 2020 eine zweite Sanierung. Mit dem Ziel, sich gestalterisch wieder der ursprünglichen Erscheinung des einstigen Waldstücks anzunähern, wurden etliche Pflanzen entnommen, die nach Kolbes Zeit gepflanzt worden waren, zum Beispiel Rhododendren und Azaleen. In Folge der 2021 abgeschlossenen jüngsten Überarbeitung durch die Landschaftsarchitekten Coqui Malachowska Coqui, die mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie erfolgen konnten, hat der Garten des Georg Kolbe Museums seinen naturlandschaftlichen Charakter zurückerlangt und verweist damit heute auf jene Zeit, als das Berliner Westend noch Stadtrand war.