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Der „zweite“ Nachlass

Der „zweite“ Nachlass

Restaurierung von Briefen und Büchern am Museum gefördert durch KEK Originalerhalt

Ein bedeutender Teil des schriftlichen Nachlasses von Georg Kolbe wurde im Lauf der 1970er-Jahre von Kolbes Enkelin, Maria von Tiesenhausen, nach Vancouver verbracht, wo diese lange Zeit lebte. Von 1969 bis 1978 leitete sie das Georg Kolbe Museum und erarbeitete in dieser Funktion eine Edition ausgewählter Briefe Kolbes (erschienen 1987). 2019 verstarb Maria von Tiesenhausen im Alter von 90 Jahren. Bei der Sichtung ihres Nachlasses zeigte sich die große Menge an Dokumenten und Werken des Künstlers, die sich bei ihr in Kanada befunden hatten und rechtmäßig der Georg Kolbe Stiftung gehören. Mit Rückführung nach Deutschland im Frühjahr 2020 ist der Nachlass Georg Kolbes erstmals seit über 50 Jahren wieder vereinigt. Für die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts handelt es sich um einen überaus bedeutenden Nachlassfund, der in diesem quantitativen und qualitativen Ausmaß seinesgleichen sucht. Die in Kanada vorgefundenen Objekte (neben Dokumenten auch Skulpturen, Zeichnungen, Grafiken) sind ein wesentlicher Teil von Kolbes Nachlass. Neben den ca. 3.000 Briefen an und von Georg Kolbe sind darin Notizhefte, Taschenkalender, private Fotos und Werkabbildungen sowie offizielle Dokumente enthalten. Diese Objekte lassen den Künstler in seinen Arbeitsprozessen und künstlerischen Ambitionen, aber auch als Persönlichkeit neu und präziser verorten. Zeithistorisch umfassen die Dokumente die Jahre von ca. 1900–1947 und damit die für die deutsche und europäische Geschichte entscheidendsten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Sie geben wichtigen Aufschluss über die von Ambivalenzen geprägte Lebensrealität eines Künstlers in diesen Jahren.

Dank der großzügigen Förderung der Ernst von Siemens Stiftung sowie der Hermann Reemtsma Stiftung konnte das Museum mit der wissenschaftlichen Erschließung dieses wertvollen Nachlassteils beginnen: Seit April 2020 wird das Material systematisch gesichtet und inventarisiert. Ziel ist die Eingliederung in das bestehende Archiv des Museums sowie die schnelle Nutzbarkeit für die Forschung zu Georg Kolbe und seiner Zeit durch das Museum und andere Wissenschaftler*innen. Da die Digitalisierung des Materials zu den Prioritäten des Georg Kolbe Museums gehört, werden auch diese Dokumente sukzessive über Kolbe Online, Kalliope und die Deutsche Digitale Bibliothek zugänglich gemacht.

Projektleitung: Dr. Elisa Tamaschke