
Tea and Dry Biscuits. Eine Jubiläumsausstellung
17. April 2025 – 28. September 2025



2025 markiert das 75-jährige Jubiläum des Georg Kolbe Museums. Die aus diesem Anlass gezeigte Ausstellung geht von dem Gründungsmoment der Institution aus, die 1950 als erste museale Neugründung im Nachkriegs-West-Berlin ihre Türen öffnete. Damals war das Museum ein Gedenkort für den 1947 verstorbenen Bildhauer Georg Kolbe, der ab dem Bau des außergewöhnlichen Ensembles im Jahr 1928 in der Sensburger Allee lebte und arbeitete. Die der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Atelierräume 1950 waren scheinbar seit dem Tod Kolbes unberührt geblieben. Zahlreiche ausgestellte Skulpturen erlaubten einen Einblick in das Gesamtschaffen des Künstlers. Persönliche Gegenstände Kolbes stilisierten den Arbeits- und Lebensraum zu einem überhöhenden Ort der Verehrung.
Die Ausstellung richtet den Blick auf die Inszenierung von Erinnerung und untersucht das Erinnern in seinen unterschiedlichen – privaten wie auch öffentlichen – Formen. Zeitgenössische Künstler*innen eröffnen durch eigene Reflexionen des Themas vielfältige Perspektiven auf Vergangenes und Gegenwärtiges. Was wurde 1950 erinnert? Wie und was erinnern wir heute und welche Formen nimmt diese Erinnerung an? In der Ausstellung geht es zum einen um die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen institutionellen Geschichte, mit imaginierten, gefühlten und gelebten (Familien-)Banden, die das Museum nachhaltig prägten. Zum anderen blickt die Ausstellung selbstreflexiv auf das Thema der Musealisierung und das Steuern, Idealisieren und Erzählen von Geschichte und Erinnerung.
Im Schaudepot erhalten Besuchende einen vertieften Einblick in die Geschichte des Tänzerinnen-Brunnens, der heute im Garten des Museums steht. Durch Georg Kolbes künstlerisches Schaffen und eine bewegende Objektgeschichte erzählt der Brunnen von den historischen Verflechtungen des 20. Jahrhunderts. Er ist untrennbar mit dem Schicksal der Familie des jüdischen Kunstsammlers Heinrich Stahl verbunden, der das Werk 1922 in Auftrag gab. Während des Nationalsozialismus wurde die Familie Stahl verfolgt und gezwungen, ihr Grundstück, auf dem sich der Brunnen befand, unter Wert zu veräußern. Nach Zerstückelung und Versetzung galt der Brunnen lange Zeit als verschollen, ehe er 1979 in seiner ursprünglichen Form im Museumsgarten aufgebaut wurde. Die Geschichte des Brunnens erzählt von der antisemitischen Politik des Nationalsozialismus. Zugleich verweist die formale Gestaltung auf koloniale Machtstrukturen und deren Einfluss auf die Kunst der europäischen Moderne. Im Sommer 2025 erscheint die Publikation Der Brunnen, die sich vertieft mit dem Tänzerinnen-Brunnen und seiner Objektgeschichte auseinandersetzt.
Mit Werken von Georg Kolbe und Christian Borchert, Cao Fei, Ryan Gander, Itamar Gov, Heike Kabisch, Taus Makhacheva, Laure Prouvost, Hande Sever, Kaari Upson, Álvaro Urbano, Marion Verboom, Danh Vo sowie Ruth Wolf-Rehfeldt.
Die Gruppenausstellung ist Teil eines vielgestaltigen Programms im Jubiläumsjahr 2025, das das Georg Kolbe Museum als lebendigen Kunstort feiert.