Bunte Steine

William Tucker, Kai Schiemenz, Stefan Guggisberg

23. Februar 2019 – 01. Mai 2019

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1/3 Ausstellungsansichten, Fotos: Enric Duch

Das Georg Kolbe Museum präsentiert in der Ausstellung „Bunte Steine“ drei herausragende Positionen zeitgenössischer Kunst. Sie vereint rund 30 Werke der Bildhauer William Tucker und Kai Schiemenz sowie des Malers Stefan Guggisberg. Die Ausstellung nimmt den Gedanken einer Sammlung von Steinen auf, wie ihn Adalbert Stifter in seinem 1853 erschienen Erzählungsband „Bunte Steine“ verfolgt hat. Darin trägt jede Geschichte den Namen eines Steines: Granit, Kalkstein, Turmalin, Bergkristall, Katzensilber und Bergmilch. In den Erzählungen sind sie Dreh- und Angelpunkte für die geschilderten Verläufe des menschlichen Lebens im Zusammenspiel mit der Natur. Einer Steinsammlung gleich sind auch die in der Ausstellung gezeigten Werke: Wiederholt greifen die drei Künstler in ihren Arbeiten das Motiv des Steins auf.

Der gebürtige Brite William Tucker (*1935) ist international einer der anerkanntesten Bildhauer seiner Generation. Seine Bronzekörper zeugen von einer kraftvollen Sprache zwischen Figuration und Abstraktion: Menschliche Körperformen und geologische Gesteinsformationen sind darin gleichermaßen motivisch enthalten. Sie berühren ihr Gegenüber und fordern existentielle Fragen heraus. Der Berliner Künstler Kai Schiemenz (*1966) arbeitet seit vielen Jahren mit Glas. Natürliche Formationen aus Bruchstein überträgt er in diesen besonderen Werkstoff. Die lichtdurchlässige Qualität des farbigen Glases verleiht ihnen Edelsteincharakter und lenkt den Blick in eine beseelte Tiefe. Schiemenz gehört zu einer jüngeren Künstlergeneration, die das klassische Medium der Skulptur und seine vielschichtige Dimension in einen Resonanzraum des 21. Jahrhunderts weiterdenkt. Der in der Schweiz geborene und in Leipzig arbeitende Maler Stefan Guggisberg (*1980) schafft in seinen Ölarbeiten auf Papier berauschende Farbräume. Der Künstler setzte sich, wie Tucker und Schiemenz, wiederkehrend mit dem Motiv und der Materialität von Gestein auseinander. Das konkrete Objekt erweitert sich in seiner brillanten Malerei zu atmosphärischen Sinneseindrücken, dabei lotet er die Pole zwischen Schärfe und Unschärfe aus. Ob als gegossener Bronzekoloss bei Tucker, als fragiles Glasobjekt bei Schiemenz oder als aus Farbpartikeln sich Zusammenfügendes bei Guggisberg: Hier treffen die elementaren Gegensätze von Einfachheit und Erhabenheit, Massivität und Zartheit aufeinander. Die kraftvollen und zugleich stillen Werke konfrontieren ihr menschliches Gegenüber durch ihre starke Präsenz im Raum mit seinem In-der-Welt-Sein. Diese existenzielle Auseinandersetzung ist fortwährend aktuell und universal und auch deshalb in einer Zeit immer flüchtigerer Werte gesellschaftlich relevant.

Die Ausstellung wurde von Katherina Perlongo und Dr. Elisa Tamaschke kuratiert und von einem Katalog begleitet.

Der Katalog zur Ausstellung wurde großzügig vom Freundeskreis des Georg Kolbe Museums unterstützt.

AUSGEWÄHLTE PRESSESTIMMEN:
»Was die Bildhauer William Tucker […], Kai Schiemenz […] und als Dritter im Bunde der Maler Stefan Guggisberg […] hier zusammenbringen, erzählt von der gelegentlichen, überraschenden Einheit der Gegensätze. Bei allen dreien gibt es die Leidenschaft für das Material und keine Grenze, keinen Widerspruch zwischen Figuration und Abstraktion. Amorphe Bronzen, edelförmige Glassteine und rätselhaft schöne Farbgebilde auf großen Papierflächen öffnen sich weit und sinnlich unserer Interpretation dieser „Bunten Steine“.«, in: Sanfte Urkraft, Ingeborg Ruthe in der Berliner Zeitung, 14.03.2019.

»Die international renomierten Künstler setzen sich mit dem Phänomen Stein auseinander und erschaffen durch ungewöhnliche Werkprozesse überraschende Bilder[:] […] Tuckers Skulpturen wie riesige vom Himmel gefallene Findlinge oder Meteoritenbrocken. […] [Kai Schiemenz] Glas wie Stein […] Ihr stets sich wandelndes Erscheinungsbild schafft eine Aura des Geheimnisvollen und knüpft Assoziationen zu Märchen und Sagen, in den Steinen magische Bedeutung zukommt. [Stefan Guggisberg] Steine als Motiv […] Es entstehen faszinierend zarte Bildoberflächen […] -meist sind es Steine oder kristalline Formationen- wie hinter einem Schleier halb verborgen, halb sichtbar hervorscheinen.“«, in: Vom Wesen der Steine. Nicole Frenzel in der Fachzeitschrift Naturstein 4|2019.

Steinausstellung im Kolbe Museum, Simone Reber im Tagesspiegel25.03.2019
Bunte Steine, Manfred Wolff im Blog Bunte Seite, 24.02.2019
Tomas Fitzel im rbb kulturradio, 22.02.2019