Menschen und Orte

Angelika Fischer. Photographien

18. Januar 2009 – 13. April 2009

1/2 Fotos: Marcus Schneider
1/2 Alfred Kubins Hut und Mantel in Zwickledt, Angelika Fischer, 2008

Lebensorte von Ernst Barlach, Bertolt Brecht & Helene Weigel, Wilhelm Busch, Ernst Jünger, Georg Kolbe, Alfred Kubin, Karl May, Arno Schmidt und Hermann Sudermann.

Seit 2002 dokumentiert Angelika Fischer Lebens- und Schaffensorte von Künstlern und Schriftstellern. In magischen Schwarzweiß-Aufnahmen hat sie festgehalten, was dort noch zu spüren ist – von den Mühen der künstlerischen Produktion bis hin zur Selbstisolation schöpferischer Menschen.

Der Titel dieser Ausstellung und der gleichnamigen Broschürenreihe mag auf den ersten Blick irritieren, sind doch auf Angelika Fischers Bildern selten Menschen zu sehen. Die Personen, von denen ihre Arbeit handelt, sind dennoch höchst präsent, denn sie haben unverwechselbare Spuren hinterlassen. Bildende Künstler und Schriftsteller, starke und eigenwillige Charaktere, haben ihren Lebens- oder Schaffensort geprägt, so wie sie von ihm geprägt wurden.

Seit mehreren Jahren sucht Angelika Fischer immer wieder solche Orte auf und versucht festzuhalten, was an Lebenssubstanz dort noch zu finden ist. Die klassische Schwarzweiß-Fotografie erscheint dazu das geeignete Medium, denn sie erfasst das Wesentliche, das Licht, die Formen und die Oberflächen der Dinge und entgeht dem Reportagecharakter und der falschen Aktualität der allgegenwärtigen Farbbilder.

Angelika Fischer ist fasziniert vom Eigenleben der Dinge, von der Aura schöpferischer Persönlichkeiten. Aus den Häusern, den Ateliers und Arbeitsräumen sind Zeitmaschinen geworden, die dem ruhenden Blick von den Mühen der künstlerischen Produktion, der Selbstisolation und den persönlichen Krisen erzählen, die hinter den bekannten Werken stehen.

Am Schreibtisch des Schriftstellers Arno Schmidt in Bargfeld findet sich noch immer seine unverzichtbare Handbibliothek. Die schweren Hornbrillen mit den dicken Gläsern erzählen von seiner Kurzsichtigkeit. Die Käferkästen Ernst Jüngers und seine zahlreichen Naturpräparate lassen den besessenen Sammler und Naturforscher erkennen. Der Zeichner Alfred Kubin verwandelte sein morbides Schlösschen in Zwickledt schon zu Lebzeiten in einen Traumort, der seinen bizarren Bildschöpfungen entnommen scheint.

Im Jahr 2002 beschloss sie, gemeinsam mit Bernd Erhard Fischer und anderen Autoren, diese Arbeiten in einer eigenen, bibliophil gestalteten Heftreihe zu publizieren. Hier ergänzen sich auf ideale Weise Text und Bild. Textautor und Fotografin arbeiten dabei bewusst möglichst unabhängig voneinander. Doch ist es immer wieder überraschend, wie sich rein visuelle Impressionen und sensible Recherche wie selbstverständlich zu einem Gesamtbild verbinden. Inzwischen existieren bereits fünfzehn Hefte.

Weitere Informationen zur Edition Fischer unter
www.atelierfischer-berlin.de

Begleitprogramm
Anlässlich der Ausstellung findet eine Reihe von Lesungen mit Schauspielern statt.

Beginn jeweils um 18 Uhr:

Mittwoch, 28. Januar
Texte von Karl May und Arno Schmidt, gelesen von Judica Albrecht

Mittwoch, 25. Februar
Texte von Ernst Barlach und Alfred Kubin, gelesen von Armin Dallapiccola

Mittwoch, 25. März
Texte von Wilhelm Busch und Bertolt Brecht, gelesen von Thomas Arnold