
Thorsten Brinkmann
Studiomove
19. September 2010 – 21. November 2010
Als erste deutsche Institution zeigt das Georg-Kolbe-Museum eine Einzelausstellung des in Hamburg lebenden Künstlers Thorsten Brinkmann (*1971). Sein noch junges, aber höchst eigenständiges und unkonventionelles Werk changiert zwischen den Gattungen Fotografie, Bildhauerei, Performance und Installationskunst. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bilden die fotografischen Selbstinszenierungen, in denen der Künstler in Personalunion als Darsteller, Regisseur und Fotograf fungiert und die mit einem zeitgesteuerten Selbstauslöser in der Einsamkeit seines Ateliers entstehen. Verpackt in gebrauchte Kleidungsstücke und gefundene Alltagsgegenstände verwandelt er sich dabei in anonyme, zum Teil geschlechtlich ambivalente Gestalten, die im Zitat altmeisterlicher Kompositionen als verdinglichte, skulpturale Figuren in Erscheinung treten. Die Fotografien stehen in der Tradition des Künstlerselbstporträts, doch ist der damit verbundene Mythos gleichsam entleert durch das verdeckte Gesicht und die Unkenntlichkeit der Individualität. Thorsten Brinkmann lotet in ihnen die Beziehung des Menschen und seines Körpers zur Dingwelt aus und baut dabei auf die von der Imagination überformte Spannung zwischen Objekt und Subjekt. Alles an diesen Fotos ist real und zugleich fiktiv. Die vormals seelenlosen Dinge entfalten am Körper des Künstlers ein Eigenleben, werden zu Prothese und Masken mit rätselhaftem physiognomischem Ausdruck.
Thorsten Brinkmann hat in den letzten Jahren eine beträchtliche Sammlung verschiedenster Dinge vom Sperrmüll, von Flohmärkten und Secondhandläden angehäuft, die als Absonderungen unserer Zivilisation in seinem Hamburger Atelier in deckenhohen Regalen gelagert werden und als Fundus sowohl seiner Selbstinszenierungen als auch seiner Skulpturen und Installationen dienen. Konzeptioneller Ausgangspunkt der Ausstellung im Georg-Kolbe-Museum ist die Verlagerung eines Teils von Brinkmanns Objekt- und Kleidersammlung in das ehemalige Atelier von Georg Kolbe als raumgreifende Installation. „Studiomove“ bezeichnet dabei einerseits den Umzug von Brinkmann mit einem Teil seines Ateliers von Hamburg nach Berlin ins Georg-Kolbe-Museum, verweist jedoch ebenso auf die dauernde Bewegung der Dinge im Studio und die Bewegungen des Künstlers mit den Dingen als Leitmotiv seiner Arbeit.