Emil Cimiotti

Hat man das Glück, ganz in die Formensprache des heute 90-jährigen Bildhauers Emil Cimiotti eintauchen zu dürfen, so bewegt man sich gleichsam durch ein nahezu volles Jahrhundert deutscher Skulpturgeschichte. Zwischen formaler Abstraktion und behutsamen Erinnerungen an die unabänderlich wachsenden Formen der Natur entfaltet sich ein reifes Werk, das in seiner kraftvoll inspirierenden Energie stets aus sich heraus neu schöpfen konnte. Cimiotti, der als Bildhauer von Beginn an so genau gewusst zu haben scheint, was er wollte und auch, auf welche Weise er es mit den ihm zweifellos üppig zur Verfügung stehenden künstlerischen Mitteln umsetzen könnte, hat sich seinen fragenden, su-chenden Blick bis heute bewahrt. Es ist dieses beinahe ruhelose Festhalten des immerzu Flüchtigen, der seinen entschiedenen wie leichtgewichtigen Formgebilden eine Diesseitigkeit in ihrer materiellen Präsenz verleiht, die aktueller nicht sein könnte. Und doch vermag man in dieser einzigartigen Retrospektive und dem mit diesem Band vorliegenden Überblick die Wandlung eines in sich konsistenten Werkes nachzuvollziehen.